2nd life textile 2018: swabian weaving meets scandinavian chair
zeitgenössisches und beispielhaftes design
Erneut war mein Textildesign Teil der „Landesausstellung Kunsthandwerk“. Dieses Mal wurde modernes Design im Neuen Schloss Meersburg vom Oktober bis November 2018 präsentiert.
Im Jahr 2016 waren Dessins aus meiner Kollektion „Querbeet: Textile Ideen für das Hotel Schwanen in Bizau/ Österreich“ im Hällisch-Fränkischen Museum für die Landesausstellung Kunsthandwerk ausgewählt. Hier im _portfolio beschreibt eine separate Seite die Querbeet-Kollektion.
Das Stuhlobjekt „2nd-life-textile 2018: swabian weaving meets scandinavian chair“ überzeugte zwei Jurys. Die Anmutung meines farbenfrohen quadratischen Stickmusters an die frühen Gewebe aus den Werkstätten der revolutionären Kunsthochschule bauhaus ist beabsichtigt. Mit der Idee des Polsterdesigns wollte ich gedanklich - ohne dazu beauftragt zu sein - eine "hommage à bauhaus" machen, eine Interpretation verwirklichen. Das Erbe der Textildesigns ist mir ein Anliegen. Nächstes Jahr wäre bauhaus 100 geworden.
Gleichzeitig steht das Stuhlobjekt ganz konkret für eine Spin-Off-Idee des Schwäbisch-Alb-Textilprojekts im Jahr 2017.
verpasste knapp den publikumspreis
Insgesamt 70 Exponate aus 262 Einreichungen wurden in den repräsentativen Räumen des barocken Neuen Schlosses Meersburg in der Landesausstellung Kunsthandwerk Baden-Württemberg präsentiert. Am 13. Oktober erläuterte ich in einem Künstlergespräch das Konzept des Stuhlobjekts .
Über 4.500 Besucher erlebten die Meersburg-Ausstellung. Eine schöne Bestätigung für meine Arbeit war die Ankündigung bei der Finissage, dass der Gewinner des Publikumspreises nur eine Stimme vor mir lag.
meine methode
Als Leiterin der Atelierwerkstatt _nannatextiles beschäftige ich mich u.a. mit Textilkunstprojekten und breitgefächerter pädagogischer Textilvermittlungsarbeit, teilweise mit Kooperationpartner_innen.
Die Vermittlung der Wertigkeit des Textilen ist wichtigste Aufgabe und oberstes Ziel meiner Tätigkeit als Designerin. Das im April 2018 fertiggestellte Stuhlobjekt veranschaulicht meine Herangehensweise.
Die Neugestaltung eines alten, aber gut erhaltenen Polsterstoffs kombiniert mit einem Möbelstück war die Ursprungsidee. Den Impuls dafür gab eine Schenkung im Jahr 2017 - ein grober hellgrauer Wollstoff aus der Weberei Maute auf der Schwäbischen Alb. Ein ausrangierter Teak-Stuhl aus Schweden eignete sich nach meinem ästhetischen Empfinden gut als Partner für dieses Gewebe.
schwäbischer pioniergeist und skandinavische ästhetik
Das Konzept von "Swabian Weaving meets Scandinavian Chair" ist vielschichtig. Für mich vereint sich darin auch beeindruckender Schwäbischer Unternehmergeist auf der Alb und in Nordamerika. Meine Heimat Finnland wird sogar indirekt zum überraschenden Element im Gesamtbild:
In den 50er-Jahren galt die traditionsreiche Schwäbische-Alb-Weberei Paul Maute als verlässlicher Lieferant hochwertiger Wollstoffe. Zwischen der amerikanischen Designmöbelfirma Knoll Associates, 1938 in New York vom Stuttgarter Hans Knoll gegründet, und Maute herrschten enge Geschäftsbeziehungen.
Knoll Associates erarbeitete sich durch die Zusammenarbeit mit Bauhaus-Künstlern und Architekten schnell ein Renommee als Pionier unter den Möbelherstellern. Noch heute sind Ludwig Mies van der Rohes Barcelona Chair und Eero Saarinens Tulip Chair Verkaufsbestseller von Knoll International.
ikonischer grober wollpolsterstoff
Als ich erfuhr, dass die Entstehungsgeschichte des Tulip Chair zum Teil in der Weberei Maute begann, war ich nachhaltig beeindruckt. In den verstaubten verlassenen Fabriklagerräumen präsentierte Maute mir die ersten Muster des heute ikonischen roten Wollpolsterstoffs des Tulip Chair.
Durch Recherche entdeckte ich spannende Verbindungen. Hans Knolls spätere Ehefrau und Geschäftspartnerin Florence wuchs nicht nur als "Adoptivtochter" der finnischen Architekturlegende Eliel Saarinen in Michigan auf. Auch hatte sie dadurch Eero, den Sohn von Eliel Saarinen, den späteren Entwerfer des Tulip Chair, als "Bruder" kennengelernt.
Im neugestaltenen, frischgeölten Nordic-Design-Stuhl honoriere ich nicht nur textiles ideelles Erbe - das bauhaus - sondern auch das konkrete Können der Weber in der früheren Textilregion Schwäbische Alb. Für mich sorgten die Referenzen zur skandinavischen und schwäbisch-amerikansichen Designgeschichte für spannende Überraschungen.