vita: lotte hofmann
Am 27. Juli 1907 in Karlsruhe geboren, absolvierte Lotte Else Marie Hofmann ein Studium zur Pädagogin des gewerblichen Kunsthandwerks in Berlin. Der Kunstunterricht bei Hermine Urban, einer Adolf Hoelzel Schülerin, beeindruckte sie nachhaltig. Die Abendkurse in der Johannes-Itten-Schule Berlin gaben ihr u.a. wichtige Impulse im Thema Farblehre. Von 1927 bis 1930 erlebte sie eine gesamtkünstlerisch inspirierende Zeit mit Theater, Tanz, Ausstellungen und Vorträgen. Ihr Interesse galt den modernen Ideen der Architekten Le Corbusier und Mies van der Rohe. Die Prüfung als Stickmeisterin absolvierte Lotte Hofmann 1942 während ihrer Tätigkeit (1933-1945) als Gewerbeoberlehrerin für Kunsthandarbeit und Zeichnen an der Ostpreußischen Mädchengewerbeschule in Königsberg. Nach der Flucht aus Königsberg gründete sie 1946 die LoHo-Werkstätte in Oberrot, Landkreis Schwäbisch Hall, die bis zu ihrem Tod 1981 bestand. Ihre Schwester Käte wirkte bei fast allem mit.
Die handwerklichen Textilarbeiten der Künstlerin wurden mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen anerkannt. Bei der Triennale in Mailand wurden ihr 1954 eine Goldmedaille und 1957 eine Auszeichnung zuerkannt. 1954, 1957 und 1959 erhielt sie den Staatspreis des Landes Baden-Württemberg. Auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 erhielt sie den Etoile, also eine Ehrenurkunde. Im gleichen Jahr bekam sie bei der Handwerksmesse Florenz ein Diploma d’Onore. In den Jahren 1960 und 1963 erhielt sie die Auszeichnung des Internationalen Kunsthandwerks Stuttgart. Den Hessischen Staatspreis gewann sie 1961. Im Jahr 1964 vertrat Lotte Hofmann das deutsche Kunsthandwerk bei der Gründung des World Craft Council in New York (Columbia University). Weitere Auszeichnungen waren 1978 u.a. das Bundesverdienstkreuz am Bande und der Hohenloher Kunstpreis kurz vor ihrem Tod im Jahr 1981.
Die Werke von LoHo sind in Museumssammlungen vertreten. Die Textilsammlungen der Landesmuseen Württemberg und Karlsruhe besitzen Lotte Hofmann Exponate. Die Kunstsammlung der Veste Coburg, das Museum für Angewandte Kunst Köln und das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg sind im Besitz ihrer Arbeiten. Das Sammlungsgebiet der Textilsammlung Max Berk, Kurpfälzisches Museum Heidelberg, konnte neulich mit zwei LoHo-Wandbehänge erweitert werden.
Ein aus heutiger Sicht für sie wichtiger Auftrag war der Bühnenvorhang im Beethovensaal der neugebauten Liederhalle in Stuttgart (1956). Es folgten Bestellungen für weitere Schmuckvorhänge, u.a. für das Staatstheater Kassel, den Neubausaal Schwäbisch Hall, das Kurtheater Bad Kissingen, das Theater Fulda, den Pfalzbau Ludwigshafen, die Rheingoldhalle Mainz, das Kleine Haus in Stuttgart und das Theater in Ulm. Hinzu kamen die Fronleichnamsbehänge im Herderhaus in München.
Künstlerische Wandbehänge kreierte Lotte Hofmann für die Bausparkasse Schwäbisch Hall, das Johanniterhaus Bubikon bei Zürich, das Sanatorium St. Marien/Bellingen, die Hotels Hilton in Mainz und Düsseldorf, das Rheinschiff „Deutschland“, das Hotel Schloss Korb in Bozen, die Landeskreditbank Baden-Württemberg, die Landeszentralbank Stuttgart, den Sparkassenverlag Stuttgart, Siemens in München, das Rathaus Oberrot, das Landratsamt Schwäbisch Hall und den Waldfriedhof Schwäbisch Hall.
Auftragsarbeiten für Kirchentextilien waren in der Nachkriegszeit bei Künstler_innen begehrt. Lotte Hofmann hat auch hier textile Spuren hinterlassen und Paramente für verschiedene Kirchen angefertigt. Dieses Feld benötigt weitere Forschung und konnte in dieser Dokumentation nicht berücksichtigt werden.
Praktische Lehrbögen, die als Anregung und Ideenschatz „für Lehrkräfte aller Schularten für die Gestaltung eines zeitgenössischen Handarbeitsunterrichtes“ wohl in den späten 1960er Jahren aufgelegt wurden, weisen auf Beiträge Lotte Hofmanns hin. In zahlreichen Fachzeitschriften, wie im „Textilforum“, erschienen Berichte über Arbeiten, die aus der LoHo-Werkstatt stammten. Die halbmaschinell erzeugten Textilkunst-Interpretationen werden dort wertschätzend in einem kulturellen Kontext behandelt. Sie stellen eine neuartige Weiterentwicklung der vor dem Krieg händisch erzeugten Stickkunst dar, die aber in der Nachkriegszeit als „altbacken“ wahrgenommen wurde.